Krise auf dem Alttextilmarkt: Kommunale Entsorger halten Kurs
Hersteller müssen aber stärker in die Pflicht genommen werden

Quelle: Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU)
Der Markt für gebrauchte Kleidung steckt in einer tiefen Krise. Gründe dafür sind unter anderem der Boom von „Fast Fashion“, der Wegfall wichtiger Absatzmärkte, steigende Kosten für Personal und Logistik und immer mehr Müll in, vor und neben den Sammelcontainern. Viele private Sammler, die bislang durch den Verkauf der Alttextilien Einnahmen erzielt haben, ziehen deshalb ihre Container ab oder versiegeln sie.
Uwe Feige, VKU-Vizepräsident und Leiter des Kommunalservice Jena, betont:
„Die Lage ist ernst, aber für uns als kommunale Entsorger ist ein Rückzug keine Option. Seit Anfang des Jahres sind wir gesetzlich verpflichtet, Alttextilien getrennt zu sammeln – und dieser Verantwortung kommen wir selbstverständlich nach. Der Gesetzgeber wollte damit sicherstellen, dass die Sammlung und Verwertung unabhängig vom Markt funktioniert. Dafür stehen wir.“
Einige private Sammler fordern derzeit, dass die Kommunen die Kosten für Sammlung und Verwertung übernehmen. Dazu sagt Feige: „Mit gemeinnützigen Organisationen, die soziale Aufgaben in unseren Städten übernehmen, sprechen wir gerne über Unterstützung – zum Beispiel bei der Entsorgung von Restmüll, der leider immer häufiger in den Containern landet. Gewerbliche Sammler, die rein gewinnorientiert und ohne kommunalen Auftrag arbeiten, müssen jedoch selbst für die Risiken des Marktes aufkommen. Eine Kostenübernahme durch die Kommunen ist aus rechtlichen Gründen nicht möglich, hier muss erst eine Beauftragung und ein ordentliches Vergabeverfahren durchgeführt werden.“
Der VKU warnt davor, Container einfach abzuziehen oder zu versiegeln. Das führe oft dazu, dass Bürgerinnen und Bürger ihre Altkleider einfach neben die gewohnten Sammelstellen legen – mit entsprechenden Vermüllungsproblemen. Stattdessen sollten private Sammler zuerst das Gespräch mit dem örtlichen Entsorger suchen. Diese könnten die Container und die Standplätze gegebenenfalls übernehmen.
Feige: „Wenn kommunale Betriebe die Container übernehmen, stärken wir den gesetzlichen Auftrag und sichern das Angebot für die Haushalte. Klar ist aber auch: Die Kommunen können die Kosten für Sammlung und Verwertung nicht dauerhaft allein tragen. Deshalb erwarten wir, dass sich künftig auch die Hersteller an der Finanzierung beteiligen – so wie es die neue EU-Abfallrahmenrichtlinie vorsieht. Wer Kleidung in Umlauf bringt, muss auch Verantwortung für deren Entsorgung übernehmen. Bis es soweit ist, müssen wir in der Übergangszeit auch auf Mittel aus dem Gebührentopf zurückgreifen.“